Die Uhren laufen in Tansania anders als gewohnt. Nicht wenig verwundert war ich anfangs, bei Verabredungen allein am Treffpunkt zu sein. Schnell versuchte ich meine Klischees und Stereotypen durchzugehen, dass ich als pünktlicher Europäer vermutlich einfach noch ein wenig warten müsse. Nicht weniger verwundert war ich allerdings, als ich sechs Stunden später einen Anruf entgegennehmen durfte, wo ich denn sei. Selbstverständlich bin ich davon ausgegangen, um saa tisa na nusu (09:30 Uhr AM) am Morgen am richtigen Ort gewesen zu sein. Wenig begeistert war ich, dass ich um saa tisa na nusu (15:30 Uhr PM) mich erneut und vor allem spontan und in Eile zum Treffpunkt machen durfte. Später habe ich erfahren, dass der Grund wenig mit Voreinstellungen oder Stereotypen zu tun hatte. Vielmehr habe ich lernen dürfen, dass in Tansania eine andere Zeitrechnung gelebt wird.
Während unsere Zeitrechnung am Tag um Mitternacht beginnt, startet der neue Tag in Tansania um 6 Uhr morgens. Daher ergibt sich für unsere Wahrnehmung eine zeitliche Verschiebung von sechs Stunden in der Kommunikation. Obwohl saa tisa na nusu wörtlich übersetzt „Uhr, neun und die Hälfte“ und damit 09:30 Uhr bedeutet, beschreibt es die Uhrzeit sechs Stunden später (3:30 Uhr). Im AM/PM Zeitsystem werden daher zur Abhilfe gerne noch die Zusätze asubuhi (morgen), mchana (Mittag), jioni (Abend) oder usiku (Nacht) hinzugefügt.
Für die Zukunft viel gelernt, versuche ich mir selbst zu helfen und mich auf saa tatu asubuhi (wörtlich: Uhr, Drei, Morgen) zu verabreden und mich dann so auf den Weg zu machen, dass ich um 9:00 Uhr am verabredeten Ort bin.